Herbert Ganslmayer (11. Februar 1943 – 7. Juli 2013)
Augsburg, den 14. Juli 2013
Im 71. Lebensjahr stehend ist Herbert Ganslmayer, unser Seniorenreferent im Bayerischen Schachbund, nach schwerer Erkrankung verstorben. Er zählte – insbesondere in den letzten gut 10 Jahren – zu den tragenden Stützen und kritischen Köpfen unserer ehrenamtlichen Betätigung im bayerischen Schachsport.
Vor über 50 Jahren begegnete ich erstmals Herbert in der Schachabteilung des TSV-Burgfarrnbach, in die ich damals wechselte. Dort erlebten wir damaligen „Jungspunde“ über mehr als ein Jahrzehnt eine „Hochzeit“ des mittelfränkischen und dann auch des bayerischen Vereinsschachs. Irgendwann gewannen wir beide Freude am ehrenamtlichen Einsatz innerhalb der Schachorganisation, Herbert etwas später, aber mit großem Einsatz und riesigem ideellem Engagement. Nun verband uns nicht nur der wettkampfmäßig betriebene Schachsport, sondern mehr und mehr das Organisieren und Gestalten von Turnieren auf Vereins-, auf mittelfränkischer und auf bayerischer Ebene.
Über die Jahre lernte ich Herbert als mitunter zwar etwas eigenwilligen, vor allem aber herzensguten und jederzeit hilfsbereiten Menschen kennen und schätzen. Ich durfte Herbert schließlich zu meinen engen Freunden zählen, von denen man im Leben nicht allzu viele hat. Er wusste – über das Schachliche hinaus – in vielen Lebensbereichen guten Rat, wenn man solchen brauchte.
In Bayern setzte Herbert Ganslmayer weit über 10 Jahre hinweg Glanzpunkte im Seniorenschach. Von Ludwig Schirner, unserem seinerzeitigen „Übervater“ im bayerischen Seniorenschach, gebeten, die Bayerische Senioreneinzelmeisterschaft fortzuführen, tat Herbert nicht nur dies, er baute dieses Turnier binnen weniger Jahre zum größten Einzelturnier des Bayerischen Schachbundes aus. Die von ihm jedes Jahr mit viel Liebe zusammengestellten elektronischen Turnierbulletins mit Partien und Bildern der Teilnehmer gehen als wichtiges gesellschaftliches Element in die Chronik des Bayerischen Schachbundes ein. Zudem erwies sich Herbert nicht nur als begnadeter Organisator, er war auch selbst „Mäzen“, was die Beschaffung etwa von Spielmaterial oder technischem Equipment anbelangt, das er einfach selbst erwarb, ohne wegen finanzieller Unterstützung erst lange an den Bayerischen Schachbund heranzutreten.
Natürlich hatte er vor, in den kommenden Jahren noch viele schöne Bayerische Senioreneinzelmeisterschaften durchzuführen. Dies ist ihm nun nicht mehr vergönnt. Insofern sieht sich der Bayerische Schachbund in der Pflicht, die von Herbert so bedeutend ausgebaute Meisterschaft adäquat fortzuführen. Erfreulicherweise hat Herbert noch mitbekommen, dass das heurige Turnier von Schachfreund Dietrich Münzenberg zusammen mit dem bewährten Stab langjährig helfender Schachfreunde ganz in seinem Sinne erfolgreich durchgeführt werden konnte. Die Weichen sind gestellt, dass das Traditionsturnier weitergeht.
Herbert Ganslmayer hat sich aber nicht nur als großer Organisator um das Schach in Bayern verdient gemacht, er war auch über Dezennien unermüdlich dabei, wenn es um viel Kleinarbeit im und um den mittelfränkischen und bayerischen Spielbetrieb ging. Hier lässt sich wohl gar nicht alles im Detail aufzählen, was er geleistet hat. Unter anderem war er langjähriger Delegationsleiter der bayerischen Mannschaften bei den jedes Jahr stattfindenden Seniorenmannschaftsmeisterschaften der deutschen Landesverbände. Dabei musste er auch immer wieder als „Playing Captain“ aushelfen. Auf jeden Fall hervorzuheben sind einige der äußerst zeitaufwendigen Betätigungen, denen er sich mit größter Akribie widmete. So hielt er als Pionier der ersten Stunde auf diesem Gebiet Partien der bayerischen und mittelfränkischen Mannschaftskämpfe und Einzelmeisterschaften in ChessBase-Bulletins fest. Er erfasste Partien deutscher Seniorenturniere und trug sie in einer eigenen Datenbank – „Ganslmayers Seniorendatenbank“ – zusammen, mit der er sich weit über die bayerischen Grenzen hinaus einen Namen gemacht hat. In enger Kooperation mit Schachfreund Fleischer, dem Beauftragten des Deutschen Schachbundes für die zentrale deutsche DWZ-Datenbank, wertete er die Ergebnisse der Turnierteilnehmer unzähliger Turniere mit der deutschen Wertungszahl (DWZ) aus. Die Pflege der mittelfränkischen Mitgliederbestandsdaten in der bayerischen Datenbank und hierbei insbesondere das Feststellen und Korrigieren zahlreicher, auch über den mittelfränkischen Bereich hinausgehender Fehler lag ihm besonders am Herzen.
Mit all diesem Engagement wirkte unser Schachfreund Herbert Ganslmayer weit über seine mittelfränkische und bayerische Heimat hinaus für unseren Schachsport und verdiente sich die Anerkennung von Spielern wie Funktionären. Ein schachliches Denkmal setzte er sich selbst – sicher unbeabsichtigt, wenn man seine bescheidene Art in Betracht zieht – mit der Bayerischen Senioreneinzelmeisterschaft! Mit ihm ist ein langjähriger, höchst verdienstvoller Mitgestalter des Schachgeschehens in Bayern und ein mir stets guter Freund von uns gegangen. Herbert wird mir unvergessen bleiben!
Dr. Klaus Norbert Münch, Präsident des Bayerischen Schachbundes