Unser Schachfreund Hans Kraft ist am 15.9.17 verstorben.
Mit Hans Kraft verliert der SK Zirndorf eines der treuesten und erfolgreichsten Mitglieder. Über seine Erfolge am Schachbrett bei uns müsste ich eigentlich gar nicht berichten, die älteren Schachspieler unter uns wissen es sowieso.
Für die „Jüngeren“ habe ich in der Vereinschronik nachgesehen:8 Mal Vereinsmeister, 8 Mal Blitzmeister und10 Mal Zirndorfer Stadtmeister. Der erste Titel datiert aus dem Jahr 1958, der letzte aus dem Jahr 1990. Nach einem Intermezzo in Burgfarrnbach – dort spielte er in der Schach-Bundesliga! – kämpfte er ab 1980 wieder für Zirndorf am 1. Brett. Er war sich nicht zu schade, in der Kreisliga für unseren Verein zu spielen, war weit überlegen und holte gleich 8 aus 8 in der 1. Saison nach seiner Rückkehr. Es ging mit der Mannschaft steil bergauf. Aus dieser Liga ging es dank seiner Mithilfe innerhalb von 6 Jahren nach 5-fachem Aufstieg bis in die Landesliga Nord. Die Wettkämpfe von Hans Kraft der 1. Mannschaft des SK Zirndorf von 1980 bis 2004: 125 Einsätze meist an den vorderen Brettern mit 77:48 Punkten.
Sein Stil war eine Mischung aus aggressivem Risiko und glasklarer Berechnung. Schwierige, komplexe Stellungen waren sein Metier. Dazu kam – in jüngeren Jahren – eine unglaubliche Kaltschnäuzigkeit in hochgradiger Zeitnot.
In all diesen Jahren unterstütze Hans uns jüngere Spieler mit Rat und Training und war ein fairer Sportsmann mit Vorbildfunktion. Das war nicht nur auf dem Schachbrett, sondern auch im richtigen Leben so.
Es ist schwer, eine Persönlichkeit wie Hans mit wenigen Worten zu beschreiben. Ein gemeinsamer Freund hat es so versucht:
Hans, ein Schachmeister der alten Garde, als Mensch wach, humorvoll, freundlich.
Die Stories, die er rund ums Schach erzählen konnte, gehören eigentlich in ein Buch. Ein guter Schluck Bier, Kaffee und Zigaretten waren bei seinem Schach nicht wegzudenken. Genauso bekannt wie seine Kraft-Züge sind auch seine Kraft-Ausdrücke wie „Dou mi nedd oo“, „Lou mir mei Rou“ oder „Auch dieses sprach Kambieses“. Ob dabei der persische König Kambyses II, gest. 522 v. Chr., gemeint war, hat mir der mit klassischem Oberschul-Wissen ausgestattete Hans nie erzählt.
Ob sonntags bei ihm im „Hoosa-Gärtla“ beim Frühstücksblitz oder nach durchgeblitzer Nacht oder …: ein Dank hier einmal auch an seine Frau.
Thomas Bildt