Eine Woche vor seinem 87. Geburtstag, am 14. September 2023 verstarb Manfred Hein im Krankenhaus Weißenburg.
Mit ihm verlor der FC Gunzenhausen ein sehr aktives und weit über die Grenzen seiner Stadt hinaus bekanntes Mitglied und die dortige Schachsparte ihren langjährigen Mentor, Motor und sehr starken Spieler.
Manfred Hein war ein sehr vielseitig begabter Mensch. Beruflich konnte er sich, obwohl aus einfachen Verhältnissen stammend, in eine sehr verantwortungsvolle Position hocharbeiten. Auch sportlich war er bei dem, was er anfing, erfolgreich: Als Jugendlicher nahm er an den deutschen Amateurboxmeisterschaften teil, er spielte für den FC Gunzenhausen in der früheren obersten Tischtennisliga mit, war als FC-Fußballer ein gefürchteter Stürmer („Hein, das Strafraumgespenst“ schrieb die Zeitung über ihn) und war auch in der Schachmannschaft aktiv. Als er seine Tischtennis- und Fußballlaufbahn beendet hatte, galt seine große Liebe dem Schach, dem er, bis er nicht mehr konnte, treu blieb. Die Sparte Schach des FC Gunzenhausen wurde für ihn so etwas wie Heimat und zugieich große Aufgabe. Er führte den Verein, dabei großartig unterstützt von seiner größten Liebe, seiner Frau Karin, bis in die Regionalliga und kurzfristig sogar in die Landesliga. Mit ihm stieg das Gunzenhäuser Schach auf und ging, als seine Kraft sich neigte, auch unter.
Als Mensch war Manfred ein stets Zuversicht und Fröhlichkeit ausstrahlender Charakter, immer zu einem Spaß aufgelegt und mit einem Schatz an selbst erlebten Anekdoten, die er interessant und spannend zu erzählen wusste. Leicht fand er Kontakt zu seinen Mitmenschen, die er auch durch seine Korrektheit, Zuverlässigkeit und Freundlichkeit, auch die Fähigkeit, Kompromisse einzugehen, für sich einnehmen konnte.
Als Schachspieler schlug Manfred eine scharfe Klinge, war ein gefürchteter Haudegen, der in Schachkreisen respektvoll „der Farmer“ genannt wurde, nicht nur wegen seines ländlichen Wohnortes, sondern auch wegen seiner Stärke beim Bearbeiten seiner Gegenspieler. So mancher, der ihn zunächst unterschätzte, wunderte sich verdutzt, wenn er sich plötzlich auf der Verliererstraße wiederfand. Denn an schöpferischer Phantasie und kombinatorischem Einfallsreichtum, besonders aber auch an Endspielkönnen, stand er in seiner Klasse kaum jemandem nach.
Persönlich verliere ich mit ihm einen schachlichen Weggefährten, mit dem gemeinsam ich viele Schlachten geschlagen habe. Das Mitgefühl gilt seiner Frau Karin, die ihm viele Jahre lang so tatkräftig und opferbereit zur Seite stand. Das mittelfränkische Schach hat einen starken Spieler und vor allem ein großartige Persönlichkeit verloren. Er wird in Erinnerung bleiben!
Gerd Fischer