Regelkunde – Fälle aus der Praxis 1

Nachfolgend zwei aktuelle Fälle aus der Praxis.

Fall 1 Fälle aus der Praxis
Regelkunde Ein zuschauender Vereinskollege sagt einem Spieler im Rahmen einer Einzelmeisterschaft laut und deutlich einen (Gewinn-) Zug ein. Der Zuschauer ist selbst kein Teilnehmer des Turniers.Der Schiedsrichter beobachtet dies und schreitet ein !
Hat der Schiedsrichter
richtig
entschieden ?
Der anwesende Schiedsrichter ermahnt den „Einsager“ und verweist diesen des Raumes. Die Partie bleibt davon unberührt und läuft weiter. Der Spieler dem der Zug eingesagt wurde, darf diesen auch ausführen.  
Fall 2   Fälle aus der Praxis
    Ein Spieler auf einer SchulschachMM (Schnellschach) reklamiert Remis indem er die Uhr anhält und Sie als Schiedsrichter hinzuzieht. Der Spieler erläutert ihnen, dass der nach § 10.2 der Fide-Regeln remis beansprucht, da der Gegner keine Anstrengungen unternimmt um mit normalen Mitteln zu gewinnen. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr stellen Sie fest, dass der Reklamierende noch 12 Minuten auf der Uhr hat.Wie entscheiden Sie ?


Abwandlung zu Fall 2:   Der Spieler hat nur noch 1,5 Minuten auf der Uhr. Auf dem Brett befindet sich noch sehr viel Material (Damen + je 2 Leichtfiguren zahlreiche Bauern) und der Gegner des Reklamierenden hat 2 Bauern mehr.Wie entscheiden Sie nun ?


Die richtige Antwort erfahren Sie, wenn sie

Fall 1:
Der Schiedsrichter entscheidet korrekt. Der „Einsager“ wäre nur persönlich für das Vergehen zur Rechenschaft zu ziehen. Da dieser selbst nicht mitspielt sind die Möglichkeiten eines Puntkabzugs etc. nicht gegeben. Eine Verbandsrechtliche Strafmaßnahme bei besonders schwerwiegenden Fällen – Entscheidungsspiele um Klassenerhalt / Qualifikationsspiele – sind natürlich denkbar. Es stellt sich hierbei jedoch die Frage der Verhältnismäßigkeit und damit der schwere des Vergehens.

Fall 2:
Nach 10.2 kann ein Spieler nur reklamieren, sofern er die Uhr anhält (+), den Schiedsrichter ruft (+) und zu diesem Zeitpunkt weniger als 2 Minuten Restzeit zur Verfügung hat. Letzteres ist nicht gegeben => Ablehnung des Antrages. ggf. Zeitgutschrift für den Gegner (2 min.).

Abwandlung zu Fall 2:
Nach 10.2 kann ein Spieler nur reklamieren, sofern er die Uhr anhält (+), den Schiedsrichter ruft (+) und zu diesem Zeitpunkt weniger als 2 Minuten Restzeit zur Verfügung hat (+). Dies ist gewährleistet =>

Der Antrag wird geprüft:
Bei derart viel Material und einem klaren Materialüberhang für den Gegner kann der Antrag sofort abgelehnt werden und dem Gegner eine Zeitgutschrift von 2 Minuten gewährt werden (kann). Eine sofortig Zustimmung zum Antrag ist in dieser Stellung zu verneinen. Der Schiedsrichter kann allenfalls die Partie unter seiner Aufsicht weiterlaufen lassen und seine Entscheidung bis nach dem Blättchenfall aufschieben. Zeigt der Gegner Gewinnversuche, z.B. Bauernvorstoß, Materialtausch, oder Ähnliches, ist der Antrag abzulehnen. Zieht der Gegner immer nur hin und her, so kann dem Antrag auf Remis selbst nach dem Fallen des Blättchens des Reklamierenden zugestimmt werden.

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