Mädchen gehören hinters Brett

Neulich ging ein Artikel im Spiegel der Frage nach, „Warum Männer im Schach erfolgreicher sind“. Sind Männer die besseren Denker? Das für manche überraschende Ergebnis: Keinesfalls, die Unterschiede lassen sich fast gänzlich mathematisch erklären – die Gründe hierzu sind zudem recht banal.

Es ist ein statistischer Fakt, dass eine größere Gruppe mit größerer Wahrscheinlich­­keit extreme Leistungen hervorbringt als eine kleinere Gruppe. Beim Schach liegt der Frauenanteil im DSB unter 5%. Im Jugendbereich ist der Mädchenanteil höher, beträgt aber auch lediglich etwa 13%.

Was sind die Gründe hierzu? Wie kann man diesen Gründen begegnen? Sicher liegt der Schlüssel im Jugendbereich. Schachspielende Mädchen von heute sind die Frauen am Schachbrett von morgen.

Können wir es uns als Verein leisten, die Hälfte der Jugend quasi auszuschließen? Heute bereits kämpfen die Vereine mit der Alterspyramide. Attraktive Angebote anderer (Sport-) Vereine und steigende Zeitaufwände im schulischen Bereich erleichtern zusätzlich nicht die Jugendarbeit.

Die DSJ hat Mädchenschach schon länger als ein TOP Thema identifiziert. Aktionen, wie z.B. das Girls Camp oder der Mädchentag auf der letztjährigen DJEM, wurden ins Leben gerufen.

Um den Vereinen hierzu Hilfestellung anzubieten, hat die DSJ Mädchenschach in ihrem Ausbildungsangebot aufgenommen. Ergänzend zum Schul- und Kinderschachpatent wurde ein Mädchenschachpatent initiiert.

Wie geht Mädchenarbeit im Verein? Muss man anders mit Mädchen umgehen, lernen sie anders, wollen sie andere Angebote als Jungs? Gibt es überhaupt „Mädchenschach“?! Über 40 Teilnehmer trafen sich vom 24. – 26. April 2009 in Marburg zum ersten Mädchenschachpatent, um diese Fragen zu diskutieren. Aus Mittelfranken nutzten Birgit Zapf (SC Forchheim), Barbara Niedermaier und Dirk Michalowski (beide SC Uttenreuth) das Angebot.

Mädchenschachpartent Marburg 2009: Die drei Mittelfranken zusammen mit den DSJ Referenten

Wie so oft im Leben mussten die Drei an diesem Wochenende wieder einmal feststellen, auch für Mädchenschach gibt es nicht das EINE Erfolgskonzept. Dazu sind die Vereine viel zu verschieden aufgestellt. Interessante Denkanstöße konnte der Workshop jedoch liefern.

Das es funktionieren kann, zeigen SV Wolfbusch, TURA Harksheide, SC Ladja Roßdorf, SC Vaterstetten, SG Stadtilm und SV Rüdersdorf, die Mädchen überaus erfolgreich in ihren Verein integrieren konnten.

Für ein erfolgreiches Schachtraining ist die Kenntnis über die geschlechtsspezifischen und entwicklungspsychologischen Unterschiede in der Entwicklung zwischen Mädchen und Jungen unerlässlich. Beruhen hierauf doch die unterschiedlichen Erwartungen, die Jungen und Mädchen an ihren Verein oder ihre Schulschachgruppe stellen.

Mädchen erwarten von einem Schachverein in der Regel sicher mehr als nur Schachspielen. Ein ausgestalteter Spielraum (damit sind nicht Tische, Stühle und Schachbretter gemeint), ein Ort und Zeit zum quatschen, begleitende Freizeitangebote (nicht unbedingt Fußball) … – kurz: eine angenehme Atmosphäre.

Die Voraussetzungen in den Vereinen, ein mädchenfreundliches Umfeld zu schaffen, sind sicher sehr unterschiedlich. Auch sind die Jugendbetreuer in den Vereinen bereits heute häufig mehr als zumutbar mit der „normalen“ Vereinsarbeit beansprucht.

Die Umsetzung neuer Ideen benötigt jedoch Zeit. Zeit, die ein Einzelner nur schwerlich aufbringen kann. Vielleicht liegt in einer vereinsübergreifenden Kooperation der Schlüssel zum Erfolg.

Der SC Uttenreuth und der SC Bechhofen wollen diesen Weg gemeinsam versuchen? Der SC Forchheim will sie begleiten. Wer kommt mit? Entsprechende Initiativen werden auf der nächsten Bezirksjugendversammlung im Juni eingebracht.

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